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BLUES & BOOGIE FACTORY - METROPOL VOODOO

 
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(GMP Production)
Es gilt, aus der schier unübersehbaren Menge tonträgerlicher Neuerscheinungen, welche alltäglich mit der Gewalt alttestamentarischer Heuschreckenschwärme die Redaktionsstuben überschwemmen, eine auszuwählen und dem liebevollen und aufmerksamen Rezipienten anīs durch allgegenwärtigen Musikmüll schon osteoporotisch zermürbte Gehörknöchelchen zu legen, welche den Titel "Neuerscheinung" zu Recht trägt.
Erstens, weil die Scheibe (ein zauberhaftes begriffliches Rudiment aus vergangenen Schwarzlacktagen) tatsächlich neu ist und neues darauf zu hören ist und weil es sich hierbei tatsächlich um eine Erscheinung handelt, kömmt sie doch aus dem BLUESlager auf uns.
Oh, was müssen Wir, die wir dieser Musik vor Allem den Vorzug geben, doch zu oft über uns ergehen lassen, abgesehen von dem mitleidigen Lächeln derer, die annehmen, wir wüßten zeitgenössische "Musik" nicht zu würdigen und zum echten Jazzverständniss reiche es wohl nicht hin. Nein, gemeint ist hier vor allem jene Schwemme langweiligster und einschläfernster Bluesklassikerclonversuche (MERKE: Was gut ist, wird durch gebetsmühlenhaftes Wiederholen nicht besser!) angereichert mit endlosen, schwer sedierend wirkenden Solohudeleien semineurotischer Musikhandwerker jeglicher instrumentaler Provenienz, besonders aber hospitalisierender Guitarristen. Mann mag's nimmer hören.
Doch unser Jammern ward erhört!
Eine feine kleine Bluesband aus dem Bochumīschen, die Blues & Boogie Factory mit Groove McPearth (voc., piano, org.),Fritz "the Cat" Roppel (b., voc.), Bernd "Chicken Skin Bernie" Oppel (dr., perc.), Matti "Borbonnen" Borbonus (guit., voc.) und Werner "the Snoop" Volkner (hc., voc.) haben es sich angelegen sein lassen in diesen Tagen ein schönes rundes Blueskleinod inīs Treffen zu werfen. Wer solides musikalisches UND instrumentales Handwerk mit genau jenem Schuß Virtuosität versehen mag, der das ganze eben nicht enervierend aufdringlich aus den Boxen schwappen läßt, ist bei METROPOL VOODOO bestens bedient.
Auf dem kleinen Silberling sind mutmachend viele Eigenkompositionen zu hören, abgeschmeckt mit einem Spritzer klassischen Chicago-Blueses, die jedoch in erfrischend anderem oder authentischen Arrangementgewand, alles absolut hörbar.
Auch birgt die Musikmünze Teile eines Lifekonzertes des Trios mit Weber , Oppel und Volkner. Gerade dieser wohlplazierte Einschub macht in beeindruckender Weise deutlich, daß alle Beteiligten den Begriff "SWING SMOOTH" kennen und mit Inhalt zu füllen vermögen, obwohl ich den gerade erst erfunden habe.
Alles in allem ein kleines, liebevoll gestaltetes und handwerklich präzis gefertigtes Großod, welches ich von hieraus jedwedem kraftvollst anīs bluesig wummernde Herz legen möchte. Gehet hin und kauft's zu Hauf (siehe Seite 13 vorne im Heft), es soll Euer Schade nicht sein, im Geigentiel.
Oder, um mit Herrn Volkner zu sprechen: Warum schreibst Du nicht einfach: Geile Platte, das! Ja, warum eigentlich nicht?

Aus "UNITED JAZZ SOCIETY",

Jochen Malmsheimer, Tresenlesen

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