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Ein Film für männliche "Weicheier", die noch zu Hause wohnen, und weibliche "Öko-Terroristen" reizvoll finden: ein unterhaltsamer Ausflug in die ideologischen Problemchen Deutschlands in den 90er Jahren.
Das "Weichei" ist Autor, Regisseur und Hauptdarsteller Janek Rieke, der im hohen Alter von 26 Identitätsfindung betreibt. Ausgangspunkt ist das traumatische Erlebnis, am Geburtstag seiner Freundin seine Herzallerliebste mit einem anderen Mann vorzufinden. Das "Weichei" zieht die Flucht dem Konflikt vor und nimmt alles, was geschieht, als eine Art Schicksal an. Sein bester Freund ist seine Mutter, sein Chef sein Vater, der als Reederei-Besitzer Erdöl importiert und so Haßobjekt des ökologischen Bewußtseins ist. Gefangen in Nuß-Allergien und Mutterliebe: Daraus kann nur eine Frau helfen. Fahrradkurier, Öko-Terroristin, WG-Bewohnerin - und selbstbewußt. Für das "Weichei" ist die junge Frau mit dem Zebra-Fahrrad reizvoll und unerreichbar zugleich. Für die beiden beginnt ein Streifzug durch die deutsche PC: Fahrrad statt Landrover, Weizenimport statt Erdölförderung und Reden statt Gewalt. In Nebenrollen: eine Handvoll Schmalspur-Skinheads, die intelektuell und politisch für den notwendigen Kontrast sorgen, und Rudi Völler. Die Beziehung der beiden Hauptfiguren wird zum Konflikt zweier Weltbilder: Nicht Sym- oder Antipathie entscheiden über Harmonie zwischen Mann und Frau sondern die Frage des Verkehrsmittels oder der Einkaufszettel. Das ist das Schöne an Deutschland, Gespräche über Sex oder Partnerschaftsverhalten werden endlich von wirklich wichtigen Dingen abgelöst. Mit viel Mühe sticht "Weichei", der im Urzustand wahrscheinlich (fast) jede Frau zur Verzweifelung gebracht hätte, sogar Ober-Kampf-Öko Max aus und der Film endet in den Armen der Öko-Terroristin. Romantik zwischen genveränderten Kürbissen, da muß ich doch gleich mal nach meinem Jute-Taschentuch fahnden. Schön ist, daß nicht alle Öko-Gebote kritiklos übernommen werden. Janek Rieke versieht auch die Gründenker mit der nötigen Ironie, die einen dann doch wieder mit reinem Gewissen ins Parkhaus gehen läßt.
Fazit: Ein großes Lob für die Filmförderung, die in einen originellen und unterhaltsamen Streifen eines Jung-Regisseurs investiert hat. Wir wünschen noch weitere solche Glücksgriffe. (Vielleicht auch mal ein paar Mark mehr, damit auch der Vorspann in Farbe sein kann.) Unterhaltsam war auch der Live-Auftritt des Regisseurs nach dem Film, wo er sich den Fragen des Publikums zu seinem Film stellte. So was ist dann mal eine gelungene PR-Aktion.

Thors

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