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Scream
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Man nehme lautes Frauenkreischen, jede Menge Blut und ein paar panisch verzerrte Gesichter -
und unten raus kommt ein Horrorfilm. Drumherum eine je nach Produzent mehr oder weniger
originelle Handlung. Diese Grundweisheiten des "Genres" führen dazu, daß man solche
Filme entweder nicht ausstehen kann oder sie verschlingt.
Der neue Wes Craven, Scream, ist endlich mal was für Hasser UND Liebhaber von
Horrorfilmen. Mit einer fürs Massenpublikum reduzierten Blutmenge nimmt auch schon mal
die Grundregeln der Horrorstreifen auf die Schippe. Am Anfang gibt's natürlich erstmal
Tote: zwei Schüler werden mit einem Messer (klar, Blut muß sein) umgebracht und die
ganze Schule diskutiert mehr oder weniger geschmackvoll über Parallelen zu bekannten
Horrorfilmen. Kenner der gängigen Todestechniken werden auf ihre Kosten kommen - endlich
wird mal offen darüber diskutiert. Einzig Hauptdarstellerin Neve Campbell kann sich
für die Vorlieben ihrer Mitschüler nicht erwärmen, kämpft aber dafür
umso tapferer gegen das Monster mit der Maske, das so ziemlich jeder in dem kleinen
Städtchen sein könnte.
Obwohl relativ viele Darsteller im Laufe des Films sterben und deshalb als Verdächtige
ausscheiden, läßt Craven noch relativ viel Platz für die Frage "Wer ist es
denn nun?". Wie in jedem guten Krimi wird diese Spannung erst am Schluß gelöst. Und für alle Bausparer bleibt die Weisheit, daß man nie in einzeln stehende Häuser auf dem Land ziehen sollte, da ist bekanntermaßen die Gefahr am größten. Schade ist, daß der Streifen sehr voll ist mit verschiedenen Handlungssträngen, die nicht immer weiterverfolgt werden. Durchaus interessante Charaktere wie der Mitarbeiter einer Videothek, der versucht, die Morde mit seinem Filmwissen aufzuklären, sterben leider, bevor man sie richtig kennenlernen kann. Die eine oder andere Leiche weniger hätte Platz geschafft für originelle Mördertheorien. Für alle die, die schon beim ersten Schrei in den Kinosessel sinken, hat Craven ein paar Witzchen zum Aufmuntern eingebaut. Der blutueberströmte Freund der Hauptdarstellerin wird beispielsweise gefragt, ob er denn schwer verletzt sei. Und auch die Anti-Heldin, eine übereifrige Fernsehereporterin, läßt genügend Möglichkeiten zum Schmunzeln. Das Ende ist dann auch eine echte Überraschung. Selbst eingefleischte Filmfreaks tippten da in der Sneak daneben.
Scream wird für die echten Horror-Fans nicht mehr als ein amüsantes Dessert sein,
nach einem blutigen Hauptgang versteht sich. Für alle anderen ist es eine willkommene
Abwechslung nach dem ewigen Einerlei von Comedy und Liebesschnulze. Also, ruhig mal mutig
sein und angucken, zur Not kann man sich ja immer noch im Pulli des männlichen oder
weiblichen Begleiters verbeißen und die Augen ganz fest zudrücken. Wenn keiner
mehr schreit, sind sie eh' alle tot.
Thors
Was "Scream" so überaus faszinierend macht ist die perfekte Mischung aus Spannung und
Emotion. Besonders die Hauptdarsteller tragen einen Großteil dazu bei, dass der Film
nicht in Horrorklischees versinkt. Noch dazu geht man in dem Film auf gekonnte Weise mit eben
diesen Klischees um und parodiert sie versucht ihnen andererseits aber auch so gut es geht
aus dem Weg zu gehen. So hebt sich der Film von vergleichbaren Produktionen ab und sorgt
dafür, dass man erstmals in einem Horrorfilm richtig mit den Personen mitfiebert und
dass einem ein gehöriger Adrenalinschub verpasst wird. Nervig ist der etwas
übertriebene Schluss des Films. Aber der Rest ist exzellent.
Frederic Möller
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