Manchmal gibt es Songs, da fängt man an zu heulen, wenn man sie hört. Neben Sandows BORN IN THE G.D.R. bewirkt auch einer von Knarf Rellöm's Songs solch eine Reaktion bei mir. Es begann auf einem Konzert im legendären Studentenlub Bärenzwinger in Dresden. Dort hatten sich neben Knarf auch eine geringe Anzahl Zuhörer versammelt. Wir waren dort, weil wir Knarf von irgendeinem Sampler kannten. Seine Verbindungen zur sogenannten Hamburger Schule wie z.B. zu Kante oder Tom Liwa (Flowerpornoes) bewegten uns dazu, sein Konzert zu besuchen. Und ich erinnere mich: Es war verdammt gut! Damals hatte er sich Verstärkung von den Hamburger Mädels Die Braut haut ins Auge geholt; die hübsche Bernadette Hengst unterstützte beim Live-Spielen.

Monate später fällt mir auf Umwegen eine CD von Knarf Rellöm in die Hände. Die ist unter einem seiner vielen Projektnamen erschienen: LADIES LOVE Knarf Rellöm. Und Begeisterung macht sich breit. Vor allem Song Nummer 4 mit dem Namen Autobiographie einer Heizung hinerläßt tiefe Spuren: Es ist seine Geschichte, wie er vom Kind ins wahre Leben kommt, vom Normalo zum Punk, vom Punk zum danach. Und das alles so detailgetreu daß einem die Nackenhaare zu Berge stehen.
Daß sich mit deutschen Texten zumeist doch genau die Sachen ausdrücken lassen, die man rüberbringen möchte, sieht man bei dieser CD genau. Daß bei dem Titel Der Idiot jemand nicht insgeheim denkt "Stimmt, das kenne ich", kann ich mir kaum vorstellen. Auch der Rest der Platte lebt hauptsächlich vom Text. Die Musik spielt meist nur eine untergeordnete Rolle, mal melodisch (Du nervst mich schwer), mal nervig (Ihr seid immer nur dagegen, macht doch mal bessere Vorschläge) und mal geklaut (von Kante's Album "zwischen den orten": Heiligengeistfeld). Bei letzterem Song nimmt Knarf wirklich einfach das Stück der Kollegen und belegt es zusätzlich mit seinem Gedankenabbild. Wobei der Song von Kante alleine schon genial ist, doch mit Knarf's Kommentaren ziemlich unschlagbar. Inzwischen gehört dieses Album zu meinen Lieblings-CD's...

Das Album gefällt mir so gut, daß wir irgendwann Anfang 1999 eine Aktion ins Leben riefen, die in gewissem Rahmen mit Erfolg gekrönt ist. Die Dresdner Studentenzeitung ad-rem kam auf den Gedanken, ihrer wöchentlichen Ausgabe eine Rubrik "Musik-Charts" zu gönnen. Da wir Studenten für zumeist faule Säcke halten (ich spreche da aus Erfahrung!), taten wir uns zusammen, um diese Charts zu unterwandern. Ein paar Freunde waren schnell für die Aktion gewonnen, regelmäßig jede Woche ihre Stimme für Knarf anzugeben. Der gewählte Titel war natürlich die bereits erwähnte Autobiographie einer Heizung. Seit Einführung dieser Charts hielt sich Knarf ständig (OHNE Unterbrechung!) in den Top10. In Ausgabe Nummer 18 war der Titel dann wirklich und wahrhaftig auf Platz 1.
Zur Zeit sind die Charts (Semesterferien) und die Aktion auf Eis gelegt. Da ich aber eine Menge Spaß daran gefunden habe, würde ich sowas gern in einem etwas anderen Stil aufziehen, etwas größer, etwas besser. Dafür brauche ich aber Leute, die sich beteiligen würden. Wer Interesse hat, sollte mir eine Mail zukommen lassen:

RetRo