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27.10.1999: Tocotronic und The Weakerthans im Alten Schlachthof / Dresden

 
Klick!

Liquido sind in der Stadt, die wollte ich doch immer schonmal live erleben. Doch wie schade für sie, daß ausgerechnet am selben Tag auch Tocotronic Dresden besuchen sollten. Es müßte schon Elvis Presley persönlich seine neue Tour in Dresden starten, um Tocotronic den Rang abzulaufen.

Die Tour zur neuen CD K.O.O.K. (KO, okay) führten Jan Müller (Bass), Arne Zank (Drums) und Dirk von Lowtzow (Gitarre, Gesang), besser bekannt als Tocotronic, in die Elbestadt Dresden. Sie quittieren die Tatsache, daß Dresden und ihre Heimatstadt Hamburg an der Elbe liegen mit den Worten "Ist ja fast wie zuhause". Als Vorband kamen die Kanadier The Weakerthans zum Zuge, vier Jungs, die mit ihrem Gitarrenrock die Besucher begeistern. 1200 sind es, die den ausverkauften Alten Schlachthof bevölkern. Das sind immerhin 400 mehr, als in den Star Club passen würden. Dieser hatte das Konzert organisiert und es wegen seiner Größe im Schlachthof stattfinden lassen. Dessen Besitzer Bernd Aust ließ es sich nicht nehmen, persönlich anwesend zu sein. Die größere Halle des Alten Schlachthofs wird im übrigen gerade renoviert.

Wer das neue Werk von Tocotronic bereits kennt, wird die Verwandlung der Band hin zur ruhigeren Gruppe festgestellt haben. Mit K.O.O.K. sind Tocotronic der Hamburger Schule entwachsen und das sollten sie heute ihrem Publikum auch live beweisen.
Bisher stand ihr Name für schnelle Konzerte, aufreibende Bewegung der Besucher und schwitzende Körper. Doch offensichtlich ist ihnen die Gemächlichkeit der neuen CD nicht bewußt geworden. Speziell die Präsentation ihres auf "Es ist egal, aber" zu findenden Songs "Ein Abend im Rotary Club" macht deutlich, wie sehr dieser gewisse Abend sie geprägt hat. Zwischen die K.O.O.K.-Songs streuten sie einige ältere Lieder. So ist ihre Abneigung gegenüber Freiburg immer noch nicht gewichen, was sie laut in die Welt hinaus schrien. Tocotronic wollen immer noch "Drüben auf dem Hügel" und "Teil einer Jugendbewegung" sein. Wissen sie denn nicht, daß sie die Begründer ihrer eigenen Bewegung sind? Von den neuen Songs kam besonders der am 25.10. als Single ausgekoppelte "Jackpot" an. Ein wundervolles Lied, mit dem die Tocos wahrscheinlich auch den Jackpot ziehen werden. Und wer glaubt, Gitarren lassen sich nicht weiter verzerren, als auf der Studioversion des Songs "K.O.O.K.", der wird live eines besseren belehrt. Sie scheuten auch nicht vor dem Einsatz einer Drum-Machine zurück, um Arne hinter seinem Schlagzeug hervorzulocken. Zu dritt an den Saiten hatte man beinahe das Gefühl, sie wenden sich mit "Tag ohne Schatten" der elektronischen Musik zu.

Für Tanzwütige war dieses Konzert eher eine Enttäuschung, für Zuhörer ein Genuß. Doch das ist keine Kunst, denn "Man braucht nicht viel davon, um glücklich zu sein."

RetRo

 
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