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25.09.1999: Feuertanz-Festival in Magdeburg mit Subway to Sally, Inchtabokatables und In Extremo

 
Klick!

Es gibt Leute, die fahren 250 Kilometer oder mehr um an einem Konzert teilzunehmen. Als zu uns die Kunde vom Feuertanz-Festival in Magdeburg drang, waren wir sofort dabei. Zwar löste sich das Gerücht von einem Eintrittspreis von 20,- DM in Luft auf und es wurden 35,- DM, aber das hielt uns nicht davon ab. Unser Weg führte uns also von Dresden nach Brandenburg, um unsere Reisegesellschaft von drei auf vier Leute aufzustocken.
Der Beginn im Kulturhaus AMO in Magdeburg war für 20 Uhr angesetzt, circa eine Stunde später trudelten wir ein. Der Parkplatz war ideal - direkt vorm Einlaß des mitten in der Stadt gelegenen Kulturhauses.

Bei den meisten Festivals ist die Reihenfolge der Bands nach Bekanntheit oder Beliebtheit geordnet. Unsere Überlegungen gingen jedoch völlig ins Leere: Als wir ankamen, spielten Subway to Sally schon. Ich kenne von ihnen nur wenige Lieder, die mich bisher nicht sonderlich vom Hocker rissen. Das Publikum im gut gefüllten Saal hielt sich auch noch zurück, so daß ich mit meiner Meinung vielleicht nicht alleine war. Erschreckend war die Lautstärke, die viele Details im Sound einfach untergehen ließ. Man hätte sich auch gut und gerne vor dem AMO hinstellen können und hätte ein gutes Hörerlebnis gehabt. Glücklich war, wer das tat, denn nach Subway to Sally ließen die Kontrollen am Einlaß zu wünschen übrig - Jeder konnte jetzt hinein und verarscht fühlte man sich, wenn man vorher noch 35,- hingelegt hatte.

Zu unserer Überraschung waren die Inchtabokatables die nächsten auf der Bühne. Doch das gut inszenierte Bühnenerlebnis, welches wir aus dem Dresdner Alten Schlachthof kannten, wurde uns hier nicht präsentiert. Müde hing das Sonnen-Sägeblatt auf der Bühne. Doch die Musik war hier vom Feinsten: Die Lautstärke etwas heruntergeregelt konnte man die Inchies einfach genießen. Die Menge war inzwischen auch etwas lockerer geworden und vor der Bühne war die Hölle los. Springen, tanzen, pogen, so wie man es gerne sieht. Doch wie lange? Oh, Magdeburg, deine Einwohner hinterlassen wüste Scherben, wenn es um dein Image geht! Arme Irre, die die Knie voran in das Publikum springen um ein paar Leute mit sich zu reißen, die nicht wissen, was geschieht. Magdeburger Knie in anderer Leute Gesichter - ich will nicht die Geschichten aus der Presse der jüngsten Vergangenheit rauskramen, aber guten Eindruck hinterlaßt ihr bei euren Gästen wirklich keinen!
Wenigstens gaben die Inchtabokatables eine Zugabe. Subway hatten sich das erspart - die Zuschauer legten auch wenig Enthusiasmus an den Tag, mehr hören zu wollen. Der obligatorische Tomatenfisch ließ den Inchie-Auftritt nach etwas mehr als einer Stunde beenden.

Also war In Extremo der letzte Auftritt des Abends vergönnt - war das der Aufstieg zum Hauptact des Abends? Auf jeden Fall, wenn man das Motto des Festivals, nämlich Feuertanz, betrachtet. Die Vorgänger ließen was Feuer betraf nicht allzu viel vom Stapel, In Extremo dagegen schon. Die neue CD hatten wir bereits mit einem halben Ohr in der Dresdner Bierstube gehört und freuten uns auf das neue Material. Den Vorspann der Show kannten wir bereits: Lang anhaltende düstere Trommeln und Dudelsäcke, die die Spannung ins Unermeßliche treiben. Erwartet haben wir den Einsatz der Dudelsack-Fraktion, bekommen haben wir - eine Harfe. Okay, neue Platte, neue Show. Doch wenn ich den kraftvollen Einsatz der schottischen Instrumente mit dem seichten Klang einer Harfe vergleiche, dann begann das In Extremo-Konzert eher wie ein laues Lüftchen. Die Band drehte den Sound natürlich bald hin zu kraftvolleren Tönen, doch hier war aufgrund der Lautstärke kaum ein Genießen möglich. Trotzdem gaben die Mittelalter-Knaben ihr Bestes und heraus kam ein gutes, aber kurzes Konzert. Weniger gut war, daß man das Tanzen vor der Bühne vergessen konnte. Sogar die Metal-Freaks zogen enttäuscht und wütend ab. Woran es lag, konnte man sich schon fast denken: Das Publikum. Die Gruppe der Irren war inzwischen größer geworden, meist erkannte man sie an ihrem nackten Oberkörper. Und diese Prolls (für euch habe ich hier einen guten Film!) taten alles, um bloß keinen Spaß mehr aufkommen zu lassen. Schubsen ist eigentlich das falsche Wort, wenn sich jemand mit seinem ganzen Körpergewicht in eine Richtung fallen läßt. Dazu Fäuste und Ellebogen. Wer noch laufen konnte, zog sich in die hinteren Reihen zurück.

Fazit: Eine verdammt gute Mischung an Bands! Lob an den Veranstalter! Fehlten nur noch Mutabor und das Kleeblatt wäre komplett. Weniger gut die Location - hey, Aust-Kulturmanagement, so ein Festival will ich mal im Alten Schlachthof erleben und nicht auf Parkett und mit weißen Wänden im Magdeburger AMO! Sondern in einem Flair, das diesen Namen auch verdient!
Natürlich war auch hier das allgemein bekannte Problem von "Festivals": Mehrere gute Bands, die alle ziemlich schlauchen, so daß am Ende der Elan langsam abnimmt. Außerdem erlebt man meist nur einen Bruchteil des Konzertes der Bands, da deren Auftrittszeiten erheblich eingeschränkt sind. Schade.
Das Publikum war schlecht. Müde? Langeweile und wenig Stimmung beim Großteil und eine kleine Gruppe, die aus dem Irrenhaus ausgebrochen ist. Naja, wie zitiert ein guter Freund immer Wiglaf Droste: "Nie wieder Magdeburg" ?

RetRo

 
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