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11.09.1999: De Ruths in Tharandt
Der Sommer liegt in seinen letzten Zügen, seine letzten Zuckungen bescheren
nochmal schöne Tage. Sein Ableben nimmt auch das mediale Loch mit
hinunter in die Räumlichkeiten der Vergangenheit. Anfang September.
Sieht man sich die geplanten Veranstaltungen der kommenden Monate an
und vergleicht diese mit dem spärlichen Angebot des Sommers, dann
wundert man sich. Wie viele tolle Bands existieren also entgegen aller
Vermutungen doch noch?
Den Auftakt für meinen Konzertherbst bildeten heute De Ruths.
Die Berliner kennen Dresden bereits und besuchten deshalb die nähere
Umgebung: Das Nest Tharandt mit seiner Kuppelhalle
wurde zum Auftrittsort. Zu sechst vollführte die Band ihren Soundcheck,
als wir naiverweise pünklich in der Kuppelhalle ankamen.
Nahezu zwei Stunden später enterten sie dann die Bühne um ihre Musik
zu präsentieren. Zuvor bekamen die wenigen Zuschauer eine kurze
Modenschau mit recht ausgefallenen Stücken (ich meine die Bekleidung!)
zu Gesicht. In einigen Szenezeitungen als Ska-Band angekündigt, verflog
diese Schubladenerwartung schnell. Leider, wie ich persönlich bemerken
muß. Ich hätte gern ein schnelles Ska-Konzert erlebt. Es dominierten
zwar die Bläser, doch der Sound war breit gefächert und reichte von
Rock'n'Roll über Punk bis zu Tango. Ska erhob den Anspruch des Mittelpunktes,
doch der Speed der Musik ließ zu wünschen übrig. Eher ruhige Stücke
luden zwar auch zum Tanzen ein, aber von Euphorie kann keine Rede sein!
Nach eineinhalb Stunden war das Repertoire von De Ruths schon
mehr als erschöpft, die Zugabe bestand aus Stücken, die bereits vorher
zu hören waren.
Wenn man sich auf einen konzertreichen Herbst freut, sollte man die Höhepunkte
nicht gleich am Anfang erwarten. De Ruths lieferten ein gutes Konzert.
Sie könnten mit ihrem Sound eher als Zöllner-Nachfolger gelten,
als reine Ska-Band würde ich sie nicht einordnen. Vielleicht also
ein Geheimtip für Zöllner-Fans?
RetRo
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