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21.01.1999: Feeling B in der Scheune / Dresden
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Feeling B und der Film "Wir kriegen
euch alle" waren die zwei Gründe, die mich heute mal wieder ins
Szene-Zentrum der Dresdener Neustadt, in die Scheune, bewegten. Pünklich
um 21 Uhr startete die Dokumentation zweier Frauen über die Band-Szene
des Ostens. Dabei machten sie auch einen Ausflug nach Rußland zu
Brain
Drain. Hauptblickpunkt des Films waren Feeling B, Aljoscha,
der Kopf der Band, im Speziellen. Sein zeitweiliges Nebenprojekt Santa
Clan wurde ebenso vorgestellt wie Sandow, die Cottbuser Avantgardisten.
Dem Dresdener Konzertgänger dürften alle 3 Bands hinreichend
bekannt sein. Ebenso bekannt wie die Band, die sich zu Teilen aus der Besetzung
von Feeling B rekrutierten: Rammstein. Paul und Flake, die
ehemaligen Bandkollegen Aljoschas erzählten, warum es zum Bruch der
Band kam und was sie jetzt bei Rammstein hält. Interessant
zu sehen und zu hören waren Statements der Musiker (Aljoscha: "Die
Philosophen in unserer Zeit sind doch die Bands", Sandow: "Ich kann mich
mit der Situation in Rußland eher identifizieren als mit dem Westen")
und Konzertausschnitte, bei denen zum Beispiel gelangweilte Rammstein-Fans
auf einem Konzert zu sehen waren.
Letzteres war beinahe bezeichnend für das
auf den Film folgende Konzert. Dabei ging es so lustig los, als ein Mitglied
der Band seinen Beitrag zur Hanf-Legalisierung machen wollte und auf der
Bühne einen 5-Mann-Joint baute. Aha, dachte ich, diesmal haben sie
sich ihr Zeug selbst mitgebracht, nicht wie letztens im Güntz, wo
das Gras erst aus dem Publikum beschafft werden mußte. Kaum fingen
die Jungs an zu spielen, machte der Joint auf der Bühne die Runde.
Bei Aljoscha blieb er natürlich hängen. Tja, Pech für das
Publikum, welches sich überhaupt nicht aus der Ruhe bringen ließ.
Lag das am Publikum oder eher an dem, was Feeling B oben boten?
4 begabte Jungs stehen um den selbstgefälligen Aljoscha rum, der jeden
Titel mit "Und jetzt ein etwas älterer Song von Feeling B" ankündigte,
so als ob die Gäste nicht wußten, warum sie heute in die Scheune
gekommen sind. Tanzen sah man dann auch wirklich nur 5-10 Leute im ganzen
Saal, beim Klatschen waren es wohl ähnlich viele. Aljoscha hatte scheinbar
mehr mit sich zu tun, als daß er sich noch um die Musik und die Zuschauer
kümmern wollte. Man hatte den Eindruck, er war plötzlich ziemlich
abwesend.
Und das Publikum? Nicht einmal "Mix mir einen
Drink" brachten die Leute aus ihrer Apathie. Woran lags es wohl. Tja, armes
Feeling! Tut mir leid, aber dem alternden Aljoscha ist wohl zu empfehlen,
seinen Wirkungskreis auf Beratertätigkeiten zu beschränken. Spaß
hat er mir heute keinen gemacht. Nach einer halben Stunde war für
mich das Konzert zu Ende.
RetRo
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