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27.10.1998 - RHO in Dresden
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"... es ist heute abend für jeden Geschmack
etwas vorbei..." sagten
RHO während des Konzertes. Eine zwiespältige
Aussage...
Wir waren einem Phänomen aufgesessen, welches
man Verwechslung nennt: Einen Song einer Band namens RHO hatten
wir irgendwann einmal gehört, aber niemand konnte sich an Näheres
erinnern. Etwas skeptisch machte mich deshalb auch die Ankündigung
von "free-Jazz" in der SAX. Egal, probieren wir's, war die Entscheidung.
Den riesa efau kannte ich bis dato nur vom Hörensagen,
aber der "Saal" im Keller war geradezu geschaffen für die nicht einmal
20 Gäste. Der Beginn des Konzertes ließ nicht viel Gutes ahnen.
Die 4 RHOlinge (3 Frauen, 1 Mann), die nach eigenen Aussagen zur
Hälfte aus Berlin, einem Viertel aus Manchester und einem weiteren
Viertel aus ich-habs-vergessen kommen, gesellten sich zu ihren Instrumenten,
einem Schlagzeug, einem Cello, einer Trompete und einem Haufen Elektronik.
Und es begann eine Soundcollage, die ich so noch nie live erlebt habe.
Teilnehmende Gäste beschrieben es als "das, was im Deutschlandfunk
zwischen 22 und 23 Uhr zu hören ist". So kann man sagen!
Industrie-irgendwas ist der Begriff, mit dem
RHO
selbst ihre Musik beschreiben würden. Dem Zuhörer wurde klar
wieso. In einer Maschinenbaufabrik hört es sich sicherlich ähnlich
an, nur lauter. So wütete der Song mit dem gleichen Namen wie die
Band etwa so, wie ein Schlagbohrer um Mitternacht in einem Neubaublock.
Ich weiß jetzt auch, daß eine Trompete so grunzen kann, wie
ein Schwein, was uns sofort an den Sound eines gewalttätigen Computerspiels
erinnerte. Ebenso lernten wir den wohl depressivsten Walzer kennen, den
es gibt. Viel Melodik hatte die Musik nicht. Aber doch ab und an!
Am interessantesten waren wohl die Geräusche,
die die Dame am "Elektronik-Haufen" fabrizierte. Das scheinbar selbstgebaute
Instrument hatte unter anderem die Eigenschaft zu quietschen wie Kreide
auf einer Tafel oder Silberpapier. Wer beim bloßen Lesen hier schon
eine Gänsehaut bekommt, kann sich wohl vorstellen, wie solche Klänge
über längere Zeit zusammen mit einem Gemisch weiterer Sounds
wirkt.
Das Konzert war anders. Es war nicht schlecht
(nicht so wie
Intershop!), es war gewöhnungsbedürftig.
Es war nicht nervend, wohl eher interessant. Für jemanden, der solche
Art Musik nicht sehr häufig konsumiert, ist es wahrscheinlich extrem.
So für mich. Ich werde mir RHO in Zukunft ebenso selten zu
Gemüte ziehen, wie ich es bisher getan habe, aber es war eine interessante
Erfahrung.
Und jetzt höre ich lieber Iggy Pop...
RetRo
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